Ein Vortrag von Siegfried Zielinski
im Rahmen der Ausstellung «Magnetische Erfahrungen»
Datum und Zeit: 17.März 2010 um 18.15 Uhr
Ort: Vortragssaal der Zentralbibliothek (Zähringerplatz 6, 8001 Zürich)
Eintritt: frei
Mit der Ankunft des Internet in der Massenkultur der frühen 1990er
entwickelte sich, ausgehend von Kalifornien, eine ausgeprägte Metaphysik der Telekommunikation. Sie feierte die Ankunft der neuen telematischen Netze wie einen Segen für die Menschheit und erklärte sie zum Allheilmittel für die Lösung ökonomischer, kultureller und politischer Probleme. Auch Teile der aktionistischen Kunst-Szene betätigten sich als Missionare und versuchten davon zu überzeugen, dass wir alle unbedingt und rasch ans Netz angeschlossen sein müssten, weil die Zukunft der individuellen und gesellschaftlichen Existenzen entweder online oder gar nicht wäre. – Indem ich die barocke Idee des Magnetismus als Grundlage für die Gedankenwelt der elektrischen Theologen des 18. Jahrhunderts diskutiere, werfe ich nicht nur ein neues Licht auf die Experimentalkultur der Aufklärung als eine der entscheidenden Quellen
für eine künstlerische Praxis, die durch technische Medien hindurch realisiert wird. Ich versuche Voraussetzungen einer Kritik an der
folgenreichen Metaphysik der Telekommunikation zu formulieren.
Siegfried Zielinski ist Professor für Medientheorie mit dem Schwerpunkt Archäologie & Variantologie der Medien und Leiter des
Vilém-Flusser-Archivsan der Universität der Künste Berlin; Michel-Foucault-Professor an der European Graduate School in Saas Fee;
er veröffentlicht derzeit im Themenfeld von Vortrag und Ausstellung die Reihe “Variantology – On Deep Time Relations of Arts, Sciences and
Technologies”, mit den Schwerpunkten Arabic-Islamic World (4); China (3) and Elsewhere (1-2) Köln: Walther König, 2005-.