Towards Cuzco

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Photo: Alfred Strand

In den peruanischen Anden soll eine Medienakademie entstehen. Zur Vorbereitung werden E-Mails zwischen Internet-Cafés in Kalk und Cuzco ausgetauscht. 55 E-Mails werden zwischen der Hauptstadt des untergegangenen Inka-Reiches Cuzco und dem vernachlässigten Kölner Stadtteil Kalk gewechselt. In den Mails wird das reiche audiovisuelle Geschehen in der peruanischen und der Mischkultur des rechtsrheinischen Viertels verarbeitet und mit Fragestellungen der Medientheorie verflochten. S. schreibt aus den peruanischen Anden. Dort soll eine Akademie entstehen, die zwischen der schriftlosen Kultur der Inkas und präkolumbianischer Kulturen und der Welt der digitalen Medien vermittelt. Die Mails von K. verarbeiten sinnliche Reize aus seiner Umgebung in Köln-Kalk, die durch lokaltypische Spannungen aufgeladen ist.

Nils Röller, Towards Cuzco  – Ein E-Mail-Wechsel zwischen Kalk und Cuzco, ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe 2003

literatur Oswald Wiener Selbstbeobachtung – Denkpsychologie Symposium und Fest

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literatur

Oswald Wiener
Selbstbeobachtung – Denkpsychologie
Symposium und Fest

8. bis 11. oktober 2015
kunsthaus muerz

Konzept: Thomas Eder, Cornell Schreiber und Benjamin Angerer

Oswald Wiener hat mit seinem Weg aus der Literatur und in die Wissenschaft den Avantgarden in den letzten fünfzig Jahren ihre Richtung gewiesen. Seine Denkpsychologie, die auf Selbstbeobachtung fußt, ist in einem soeben im Suhrkamp-Verlag erschienenen Band dokumentiert.

Aufbauend auf dem in diesem Band Publizierten ist das nun zum 80. Geburtstag Wieners veranstaltete Symposium eine Initialzündung einer weiteren Phase der Theoriegewinnung – unter Beteiligung vor allem jüngerer Wissenschaftler und Künstlerinnen.

Die Teilnehmenden präsentieren in Impulsvorträgen Theoriebeiträge, methodologische Erwägungen und Selbstbeobachtungen aus Gegenstandsbereichen wie Musik- und Literaturrezeption, Lösen topologischer und physikalischer Probleme sowie Tanzimprovisation. Diesen längeren Beiträgen zur Seite steht eine Reihe kürzerer “Lightning Talks”, in denen Künstler und Jungwissenschaftler kurze Eindrücke ihrer jeweiligen Arbeit vermitteln.

Das Tagungsprogramm wird abends durch ein Kunstprogramm ergänzt: Dem Werk Wieners nahestehende Künstlerinnen und Künstler lesen aus ihren Texten und präsentieren Filme.

donnerstag, 08. oktober 2015
kunsthaus muerz
18.00 uhr

Begrüßung und Einführung durch Thomas Eder, Thomas Raab, Cornell Schreiber und
Benjamin Angerer

freitag, 09. oktober 2015
kunsthaus muerz

9.30-12.30 uhr
Beiträge zu denkpsychologischen Studien
Michael Schwarz: Einsichtiges Denken
Pablo León Villagrá: Kausales Denken – Bayesianische Modelle im Dialog mit der Wiener`schen Denkpsychologie
Cornell Schreiber: Konstruktion einer Kreuzfaltung. Selbstbeobachtungen zum lebendigen Denken

14.30-15.00 uhr
Kurzvorträge
Albert Müller: Im Gespinst der Kybernetik
Peter Rantasa: Über die langsame Verfertigung der Gedanken beim Sprechen
Clemens Korndörfer: “Representation Learning” als Mechanismus des Modellerwerbs
Peter Hochenauer: Selbstbeobachtung – Bemerkungen aus der Perspektive des Zen Buddhismus

15.00-17.00 uhr
Beiträge zur Kognitionstheorie
Thomas Raab: Embodied Situated Cognition à la Wiener
Joscha Bach: Die Datenstrukturen des Denkens

18.00-20.00 uhr
Haupt-Vortrag
Oswald Wiener: Die IdeoMotor-Hypothese

20.30-21.00 uhr
Ausstellung Ingrid Wiener: Traumzeichnungen
Nils Röller: Rede

samstag, 10. oktober 2015
kunsthaus muerz

9.30-12.30 uhr
Beiträge zu methodologischen Fragen
Stefan Schneider: Was gibt Selbstbeobachtung her? Praktischer Vergleich mit verwandter Forschung zum Verstehen physikalischer Sachverhalte
Michael Kimmel: Die Mikrogenese von körperlicher Interaktion: Zwischenleibliches Wirkwissen, Improvisation und dynamische Ordnung
Benjamin Angerer: Entwicklung eines Versuchsdesigns für die experimentelle Selbstbeobachtung

14.30-15.00 uhr
Kurzvorträge
Nils Röller: Lesung aus “Roth der Große” und Kommentar zu Wittgenstein, Jünger und Wiener
Benedikt Ledebur: Selbstbeobachtung beim Übersetzen
Walter Fähndrich: Klänge; – Wenn man den Halt verliert

15.00-18.00 uhr
Beiträge zu den Bereichen Sprache, Musik und Literatur
Thomas Eder: Ambiguität.
Selbstbeobachtungen zum Unterschied beim qsprachlichen versus qbildlichen Vorstellen
František Lesák: Beobachten und Berichten.
En plein air mit Grünem Heinrich
Johannes Ullmaier: Orchesterkampf. Über das Verhältnis von intern und extern induziertem Musikerleben am Beispiel der Dynamik

19.00-21.00 uhr
Lesungen und Filmvorführungen
Franz Josef Czernin, Rosa Barba, Ann Cotten, Brigitta Falkner

sonntag, 11. oktober 2015
neuberg an der muerz, festsaal der gemeinde
10.00-13.00 uhr

Resümee und Abschlussdiskussion

Der Eintritt ist frei.

Am 5.10.2015 hält Oswald Wiener im Literaturhaus Graz einen Vortrag mit dem Titel: Kybernetik und Gespenster
Informationen:
http://www.literaturhaus-graz.at/veranstaltung/oswald-wiener-kybernetik-und-gespenster/

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Flusser Talks: Bodenlos und Flusser und die Künste

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14. August 2015, 14:00-18:00 Uhr,

ZKM Kubus, Karlsruhe

ZKM: Flusser und die Künste

Mit Rainer Guldin, Nils Röller, Florian Rötzer, Andreas Ströhl, Marcel René Marburger, Louis Bec, Fred Forest und Pinar Yoldas.Im Rahmen der Ausstellung »Bodenlos – Vilém Flusser und die Künste« laden wir zum offenen Dialog, anstatt zu einer Reihe von Monologen. Denn bei Flusser ist das Thema der Bodenlosigkeit verbunden mit der errungenen Freiheit einer Verantwortung im Dialog. Dieses schöpferische Engagement im einander Frage und Antwort stehen erwächst aus den unterschiedlichen Erkenntnisinteressen der Beteiligten: Ein Gedankenspektrum von Sinn und Verlust konkreter und abstrakter Orientierungshilfen, in der Spannung zwischen auferlegten territorialen und selbst geknüpften Bindungen, über die Dialektik von Verwurzelung und Entwurzelung, in Richtung eines nomadischen Denkens, hin zur Frage nach der erlösenden Einsicht in bodenlose Sinnlosigkeit, nach dem spezifisch Menschlichen in bewusster Kreativität. Anschließend findet die Eröffnung der Ausstellung “Bodenlos – Vilém Flusser und die Künste” um 19:00 Uhr im ZKM Foyer statt.

 

Steintag: Contributions of the Artists am 9. Dez. 2014 ab 18.02h

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Der Stein hat eine Seele, denn er kann andere Steine bewegen. Zum „Steintag“ reagieren im Journal für Kunst, Sex und Mathematik eingeladene KünstlerInnen, DichterInnen und TheoretikerInnen mit ihren Beiträgen auf Steine in der Journal-Publikation „Über Kräfte“ (Merve, Berlin, 2014).

Die Beiträge werden ab 18.02h live online gepostet. Primzahlen legen den Takt fest, in dem die Beiträge online gehen.

„Eingefasst“ wird der Steintag vom Mini-Symposium „Zwischenstadien“, Beginn: 17.00h mit Susanne Pfeffer (Direktorin Fridericianum Kassel), Armen Avanessian (Philosoph), Nils Röller (Philosoph) und Konrad Tobler (Kultur-Journalist und Autor) anlässlich der diesjährigen Journal-Publikation.

Das Mini-Symposion „Zwischenstadien“ thematisiert den sich verändernden Status von in sich geschlossenen Kunstwerken. Ist das Werk nicht vielmehr ein Zwischenstadium unterwegs zu etwas anderem, einem Buch, einer Ausstellung oder einem Blogbeitrag? Die Beiträge zu den „Zwischenstadien“ diskutieren die Grenzen, die ein abgeschlossenes Werk von Formen des Werdens trennen anhand von Rückblicken und Ausblicken auf Ausstellungen wie „Speculations on Anonymous Materials“, der Bücher „Speculative Drawing“ und „Über Kräfte“ und des Blogs „Journal für Kunst, Sex und Mathematik“ mit: Susanne Pfeffer (Direktorin Fridericianum Kassel), Armen Avanessian (Philosoph), Nils Röller (Philosoph) und Konrad Tobler (Kultur-Journalist und Autor) anlässlich der Journal-Publikation „Über Kräfte“ (Merve, Berlin, 2014).

Zeit: 9.12.2014, 17.00h
Ort: Kunstraum 5.K12 (und ab 18.02h Journal für Kunst, Sex und Mathematik)
Zürcher Hochschule der Künste, Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 96,
8031 Zürich (mit Apero).
Zwischenstadien-Steintag ist eine Zusammenarbeit des Instituts für Gegenwartskunst der ZHdK (IFCAR) und dem Journal für Kunst, Sex und Mathematik unter Mitarbeit von Marina Sawall.

Lesung: Roth der Grosse

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Donnerstag, 27. Juni 2013

Ort: Körry – Art of Wurst, Langstrasse 238A Zürich. 17-20 Uhr. Eintritt frei.

Philipp Hauß  (Wiener Burgtheater, Garage X) liest im Zürcher Imbiss „Körry – Art of Wurst“ (Langstrasse 238 A/ Limmatplatz) aus „Roth der Grosse“!
Alle halbe Stunde setzt die Lesung nach einer kurzen Pause mit einem neuen Kapitel ein. Es ist gut möglich vorbeizuschauen und reinzuhören.

17.00: Quai
17.30: Zähringer Hof
18.00: Weberei
18.30: Zentrum Karl der Grosse
19.00: Kläranlage I
19.30: Kläranlage II

 

Roth der Grosse (Wien: Klever, 2013) ist erhältlich in gut sortierten Buchhandlungen und im Netz, u.a. Buch.ch

Nils Röller, geb. 1966 in Wilhelmshaven, lebt in Zürich. Bücher u.a..  Ahabs Steuer (2005), Magnetismus (2010), Empfindungskörper (2012). Netz: SMS MACHT LIEBE (2002), Towards Cuzco (2003), Journal für Kunst, Sex und Mathematik (gemeinsam mit Barbara Ellmerer, Yves Netzhammer u.a., seit 2006)

Platons Airbus: Bonus-Track von Ruth Schweikert am 18.12.2012 (Dienstag)

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Herzlich einladen möchte ich Euch/Sie zu dem Bonus-Track von Ruth Schweikert im Rahmen der Vorlesung „Platons Airbus“, die am 18.12. 2012 (am kommenden Dienstag) von 17.00-19.00h im Vortragssaal der ZHdK (Ausstellungsstrasse 60 – 8005 Zürich) stattfindet.

Platons Airbus_Plakat

Hinweisen möchte ich ausserdem auf drei nun publizierte Texte:

„Patrick Kulls Mass“, in: Patrick Kull, Max Daetwyler (1886 – 1976) – Was wa(h)r”, Katalog zur Ausstellung Patrick Kull. Was wa(h)r, 10. November 2012 – 27. Januar 2013 im Kunstraum Kreuzlingen

„Money, Constraints, Instruments – Moby Dick as a Paradigm”/ „Geld, Zwang, Instrumente – Moby Dick als Paradigma”, in: INAESTHETICS 3 (Berlin: Merve, 2012)

„Prometheus – Instrumente hören und denken“, in: Hans-Georg von Arburg und , Sergej Rickenbacher (Hrsg.), Concordia discors. Ästhetiken der Stimmung zwischen Literaturen, Künsten und Wissenschaften (Würzburg: Königshausen & Neumann, 2012.

Pieter Brueghel, der Ältere, Der Sturz des Ikarus (Detail), Standort Brüssel, Königliches Museum Datierung um 1554/1555 Bildnachweis Die Gemälde Pieter Brueghels des Älteren, Wien: Schroll 1941 Taf. 8 Bildrecht Werk: | Foto: Datenbank Digitale Diathek, Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Kunstgeschichte, Justus-Liebig-Universität Gießen

Ästhetik der Verkörperung: Wissensformen und Körperkommunikation

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Tagung

Berlin, 13.-14. Juli 2012
Veranstaltungsort:
KW Institute for Contemporary Art
Auguststraße 69, 10117 Berlin

Die Tagung „Ästhetik der Verkörperung: Wissensformen und Körperkommunikation“ thematisiert zwei grundlegende Aspekte ästhetischer Erfahrung: Ihre kognitive Funktion, d.h. die genuin ästhetische Wissensproduktion, sowie spezifische Formen von unmittelbarer und sinnlicher Kommunikation, die in körperlicher Interaktion realisiert werden.
Die Verkörperungstheorien, die sich aus unterschiedlichen philosophischen Traditionen, insbesondere der Phänomenologie, dem Pragmatismus und der Forschung zur embodied and situated cognition speisen, lösen den doppelten cartesianischen Dualismus einerseits zwischen Geist und Körper und andererseits zwischen Subjekt und Objekt in eine prozessuale Erkenntnistheorie auf. Eine Ästhetik der Verkörperung soll den sinnlich-emotionalen Aspekt dieses Prozessnetzwerks klären.

Eine Tagung der Kolleg-Forschergruppe Bildakt und Verkörperung der Humboldt-Universität zu Berlin in Zusammenarbeit mit den KW Institute for Contemporary Art, dem Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz (Universität der Künste Berlin / Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch) und dem Masterstudiengang Sound Studies (UdK Berlin Career College).

Eintritt frei
Keine Anmeldung erforderlich

Tagungsprogramm: pdf
Ausführliche Ankündigung: pdf
Short description in english: pdf

Tagungsprogramm

Fr. 13.7.10.00h Marion Lauschke: Körperkommunikation: Zur Einführung

11.00h Barbara Montero: Aesthetic Effortlessness

11.30h Undine Eberlein: On Bodily Resonance: Phenomenological Approaches and Empirical Examples

12.00h – 12.30h Pause

12.30h Diskussion: Barbara Montero und Undine Eberlein – Moderation: Einav Katan

13.00h Elke Bippus: Verkörperte Wissensformen und Praxen der virtuellen Transformation

13.30 – 14.30h Mittagspause

14.30h Erika Fischer-Lichte: Konzepte der Verkörperung im Theaterdiskurs im 18. Jahrhundert und heute

15.00h Christiane Voss: Ästhetisierung als Prinzip der Affekttransformation

15.30h Diskussion: Erika Fischer-Lichte und Christiane Voss – Moderation: Marion Lauschke

16.30-17.00h Pause

17.00h, wenn der Wald still ist.
Choreografie: Jana Unmüßig
Tanz: Lisa Densem, Zoe Knights, Venke Sortland
Kostüm: Marei Löllmann

17.30h Richard Shusterman: Aesthetic Transactions: Pragmatism, Somaesthetics, and Contemporary Art

Sa 14.7.

10.00h Alex Arteaga: Sensuous knowledge. Making sense through the skin

11.00h Shaun Gallagher: Social kinaesthesia

11.30h Diskussion: Shaun Gallagher, Barbara Montero und Richard Shusterman– Moderation: Alex Arteaga

12.30h – 13.00h Pause

13.00h Nina Samuel: Papierpoiesis. Zustandsformen der Linie zwischen Wissenschaft und Kunst

13.30-14.30h Mittagspause

14.30h Nils Röller: Magnetismus: Mittel der Bildfindung und Vergegenständlichung einer unbestimmten Kraft

Netzhammer, Ellmerer, Albert, Beiträge zu dem SNF Projekt Indirekte Erfahrungen

15.00h Diskussion: Nils Röller und Nina Samuel – Moderation: Sascha Freyberg

15.45h Sabine Sanio: Eine Form von Erkenntnis? Über das Verhältnis von Kunst und ästhetischer Erfahrung

16.30-17.00 Pause

17.00h Sybille Krämer: Das Visuelle, das Haptische und das Denken. Eine Reflexion über das Diagrammatische

17.30h Abschließende Diskussion: Sybille Krämer, Nina Samuel, Sabine Sanio und Nils Röller – Moderation: Marion Lauschke und Alex Arteaga

Cristina Gómez Barrio (bildende Künstlerin), Jana Unmüßig (Choreografin) und Alex Arteaga (Medienkünstler) werden mit situationsspezifischen Arbeiten intervenieren.

Thurgau Kultur: Kultur Kocher

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Foto: : Brigitta Hochuli

An einem Kulturforum unter dem Titel „Kultur Kocher“ haben Kreuzlingerinnen und Kreuzlinger die kulturelle Zukunft ihrer Stadt diskutiert. Was eine Aussensicht bewirken kann, zeigten das Referat und die Ergebnispräsentation der Diskussionen der Beteiligten von Professor Nils Röller von der Zürcher Hochschule der Künste, der von Stadträtin Dorena Raggenbass als Inputgeber eingeladen worden war. Das Kochen diente ihm als Leitmetapher.

Interview: Brigitta Hochuli

Herr Professor Röller, Sie sind als Aussenstehender gebeten worden, am Kreuzlinger Kulturforum ein Referat zu halten. Wie packt man eine solche Aufgabe an?
Nils Röller: Eine Stadt ist so stark wie die Gesetze und die Gebräuche, die ihre Bewohner zusammenhalten. Das leitete die Überlegungen zum Kreuzlinger „Kultur Kocher“. Kochen, das Zubereiten von Mahlzeiten, diente als Leitmetapher, um Gebräuche konkret zu veranschaulichen. Die Künste thematisieren und hinterfragen die Selbstverständlichkeiten einer Kultur, kochen das Gewohnte neu und anders. Erbeten und geboten wurde also nicht ein Gutachten der kulturellen Aktivitäten in Kreuzlingen oder ein Controlling. Dementsprechend wurde dann auch an den Tischen intensiv und zukunftsgewandt diskutiert.

Sie operierten mit Vergleichen zur vom Krieg gebeutelten deutschen Hafenstadt Wilhemshaven und der Stadt Oldenburg zu Kreuzlingen. Warum?
Nils Röller: Vergleiche, negative wie positive, sind Chancen, um die eigene Entwicklung zu befördern. Im Referat habe ich die Entwicklung der beiden deutschen Städte Oldenburg und Wilhelmshaven diskutiert, um herauszustellen, dass Kultur und die Förderung zeitgenössischer Kunst die Zukunftsfähigkeit einer Stadt erweitern und auch wirtschaftlich rentabel sein können. Die von Ihnen erwähnte Gegenüberstellung von Kreuzlingen und Wilhelmshaven führt die Chancen von Kreuzlingen als junger wachsender Stadt vor Augen, die ihren Bürgern etwas zutraut. Die Diskussionen im Forum haben gezeigt, dass sorgfältig zwischen dem Bedarf in Kreuzlingen und Erfahrungen andernorts abgewogen werden muss. Positive wie negative Vergleiche ermöglichen Entwicklungen und geben Zukunftschancen.

In Ihrem Inputreferat gingen Sie von einem Bild von Daniel Spoerri aus. Darauf steht gestickt: „Wenn alle Künste untergehen, die edle Kochkunst bleibt bestehen.“ Anhand der Kochmetaphorik haben Sie dann auch Thesen formuliert, die das Forum diskutieren sollte. Es ging um „Appetit“, „Kochkunst“, „Tischleindeckdich“ und „Kompost“. Verführen solche Stichwörter nicht eher zu Verallgemeinerungen als zu konkreten Diskussions-Resultaten?
Nils Röller: Nein. Metaphern, so auch Vergleiche zwischen dem Vorgang des „Kompostierens“ oder „Kochens“ mit kulturellem Engagement, erlauben, eine gegebene Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und zum Beispiel die Dimension der Dauer in die Diskussion einzuführen: des Gärens, das Zeit beansprucht, wenn etwas Fruchtbares wachsen soll.

Ein weiteres Beispiel in Ihrem Referat war der Vorschlag des Solothurner Architekten Fritz Haller, in der Raumplanung sogenannte Megaclusters zu schaffen, in welchen das Fehlen eines Zentrums wie im Thurgau oder eben auch in Kreuzlingen gar keine Rolle mehr spielen würde. Damit wiesen Sie auf Ihre Schlussfrage hin, ob Kreuzlingen allenfalls zwar eine Kulturbeiz, hingegen kein Kulturzentrum brauche. Das ist ein ziemlicher Schock, da man doch gerade auf ein solches Zentrum im Schiesser-Areal hinarbeitet. Können Sie etwas beruhigen?
Nils Röller: Im Forum nannten mehrere Diskussionsleiter den Aspekt der Beiz im Zusammenhang mit fehlender Kommunikation, sie regten an, eine Beiz als einen Bestandteil eines oder mehrerer Zentren einzuplanen. Es wäre nicht korrekt gewesen, diesen Aspekt zu unterschlagen. Hier habe ich Ergebnisse der Diskussionen vorgestellt, nicht eigene Thesen vertreten. Über Hallers Ansätze eingehender zu sprechen, ebenso über Italo Calvinos Vorschläge, das würde sich lohnen. Es sind Vorlagen, Städte in Beziehungen zu anderen Städten zu denken. Ein Modell, das beide beschäftigt hat, ist Venedig, „das schöne Gegengewicht zur Welt“.

Angesichts der Bevölkerungsstruktur von Kreuzlingen und der Bezogenheit auf die Nachbarstadt Konstanz rieten Sie anhand eines Kippbildes des Renaissance-Malers Giuseppe Arcimboldo zur Identitätsfindung durch Kunst. Glauben Sie wirklich an diese Möglichkeit?
Nils Röller: Eine der Leistungen der Kunst ist es, Identitäten zu testen, enge Meinungen und Sichtweisen zu verschieben und zu erweitern, und damit einzuladen, Vorurteile abzulegen. Ein Schritt dazu ist der Wechsel von Standpunkten. Arcimboldo ist neben Dieter Roth ein Künstler, der hier zu nennen ist, neben vielen anderen.

Sie machten den Kreuzlingern auch Mut. Würden sie dauerhaft in Kultur investieren, könne aus ihren Reihen dereinst ein Leonardo da Vinci hervorgehen, sagten Sie. Glauben Sie, dass das Experiment mit dem Projektraum „Kultur im Shop“ und das Kulturforum einen Anstoss geben konnten?
Nils Röller: Zu bedenken geben möchte ich, ob Kreuzlingen einen Leonardo benötigt oder im anderen Extrem einen Arno Funke, der in Thüringen ein Festessen à la Leonardo gemalt hat, das Besucher in das dortige Bratwurstmuseum lockt. Ich glaube, dass Künste in Kreuzlingen zwischen den Extremen einer Leuchtturmpolitik- oder einer Sparflammen- oder Streichholzkultur entwickelt werden können, zum Beispiel durch Wachsamkeit gegenüber den zeitgenössischen Künsten.

Von einem der runden Tische des Forums kam die Erkenntnis, Kreuzlingen müsse sich von einer Schlafstadt in eine Wachstadt verwandeln. Sie fanden das „ein irres Wort“. Könnte es die Funktion eines Leitgedankens übernehmen?
Nils Röller: Aussichtsreich und diskussionswürdig wären statt der Metapher des Leuchtturms Modelle, in denen mittelfristig und langfristig Künstler aus allen Sparten Stadtbilder entwerfen als Lebensformen an einer Grenze und in einem grösseren Zusammenhang, zum Beispiel die Stadt als Wachstadt. Kreuzlingen wird derzeit als Gartenstadt oder als Schwimmstadt gedacht, Kreuzlingen wurde und wird auch als Teilstadt definiert, die mit Konstanz verbunden ist oder sogar mit Jerusalem. Die Stadt testet also verschiedene Zuschreibungen, Geschichten und Identitäten. Dass sie sich nicht auf eine zuspitzen lässt, das ist Zeichen ihrer Offenheit und ihrer Entwicklungschancen. Die Kochmetapher und den Begriff des „Kochers“ haben wir gewählt, um Diskussionen auf den Prozess zu lenken, und damit das Zusammenkommen von unterschiedlichen Gebräuchen, Persönlichkeiten und Zutaten zu thematisieren. Dass in der zeitgenössischen Kunst zum Beispiel im Werk von Daniel Spoerri, ebenso wie in der Antike, in der Bibel oder auch im Theaterstück „Hereinspaziert“ Ernährung und ihre Zubereitung thematisiert worden sind, war ein Hintergrund für die Wahl dieses Bilds.

Es brauche Persönlichkeiten, die eine Leitfunktion übernähmen, sagten Sie zum Schluss. Sie selber wären eine solche Persönlichkeit. Würden Sie das vorläufige Projekt „Kulturzentrum“ beratend weiter begleiten wollen?
Nils Röller: Das Kulturforum in Kreuzlingen war produktiv dank der anwesenden Persönlichkeiten, die engagiert diskutiert haben. Ob Kreuzlingen gut beraten ist, externe Beratungen und Konzepte einzubinden, das wird sich zeigen.

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Zur Person

Prof. Dr. Nils Röller, geboren 1966 in Wilhelmshaven, hat in Berlin Philosophie, Romanistik und Medienwissenschaften studiert, er arbeitete im Gründungsrektorat der Kunsthochschule für Medien Köln, leitete dort auch mit Siegfried Zielinski das Festival „Digitale“, und ist heute an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) im Leitungsteam für Mediale Künste tätig. Dort ist er Professor für Medien- und Kulturtheorie. In Kreuzlingen hat er im Kunstraum der Thurgauischen Kunstgesellschaft zudem schon gesprochen zu Boris Petrowsky und dem Projekt der ZHdK „unberechenbar nah“. Seine jüngste Veröffentlichung ist: Empfindungskörper – Zur indirekten Erfahrung (International Flusser Lecture, Köln: Buchhandlung Walther König, 2012), regelmässig publiziert er gemeinsam mit Barbara Ellmerer und Yves Netzhammer unter: www.journalfuerkunstsexundmathematik.ch.

Quelle: thurgaukultur.ch