hat die Form: >>Ich kenne mich nicht aus.<<
Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen §123
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Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen §123
Jan Kuhlbrodt: Aus der Wüste
Ich hatte im Januar begonnen, ein Buch des italienischen Philosophen Massimo Cacciari zu lesen, das gerade in einer Übersetzung von Nils Röller im Wilhelm Fink Verlag erschienen war. IKONEN DES GESETZES. Cacciari lebt und lehrt in Venedig und war sogar eine Zeitlang Bürgermeister der Lagunenstadt. Zudem war er mit dem Komponisten Luigi Nono eng befreundet. Dass die Verbindung von Philosophie und zeitgenössischer Musik eine fruchtbare sein kann, wissen wir nicht erst seit Adorno und dessen Analysen zu neuer Musik und seiner Verbindung zur Neuen Wiener Schule. Das Buch Cacciaris kulminiert dann auch in einer Interpretation von und Auseinandersetumg mit Schoenbergs Opernfragment „Moses und Aaron“. Der Blick auf die gegenseitige Verwiesenheit der titelgebenden Figuren, und das damit zusammenhängende Moment des Nie-ganz-bei-sich-Seins rücken hier ins Zentrum. Ich gebe zu, es handelt sich nicht um Text, den man gerade mal so wegliest. Aber was wären Lektüren ohne Widerstände? Aus Lektüren erwachsen Lektüren. So bilden sich neben dem Buch und um das Buch herum, das gerade das Zentrum ist, kleine Stapel von Folgetexten. Und vielleicht ist es das, was Lesen für mich ausmacht, ein lustvolles sich Verirren in einer unabschließbaren Welt.
Ikonen des Gesetzes beginnt mit einer Meditation zu Franz Rosenzweigs „Stern der Erlösung“, und auf Seite 11 findet sich folgende Passage: „Erzählende Philosophie“ ist ein Zitat von Schelling. Hier finden wir den anderen konstitutiven Moment jenes paradoxen, philosophischen Systems, das der Stern sein wollte, den romantischen Moment, der in einem Sinn wiederbelebt worden ist, der ihn strikt vom idealistischen Flussbett unterscheidet. Zur Zeit der Abfassung seines Buches erklärte sich Rosenzweig bereits als Anti-Hegelianer und bemerkenswerter Weise als Schellingianer. Aber dieser Einfluss besonders der Weltalter, betrifft den Dreh- und Angelpunkt des neuen Denkens: Das Verhältnis zwischen Voraussetzung und erzählender Philosophie.”
Hier bei Cacciari kommt einiges zusammen, denn er klopft belletristische Texte auf ihren philosophischen und religiösen Gehalt ab. Das Buch bildet z.B. eine faszinierende Engführung von Rosenzweig, den ich endlich lese, Freud, den ich lange nicht gelesen habe, und Kafka, den ich eigentlich immer lese: „Das, was die Sprache gegeben hat (die heilige und unzerstörbare bei Rosenzweig), offenbart sich als Figur des Schweigens – das Schweigen steht in der Identität jener Sprache, es ist deshalb nicht das alleinige Schweigen der Antwort, sondern die Dimension des Fragens – ein Halt im Fortschreiten.“ Es ist immer wieder die Wüste, die einen eigentümlichen Topos bildet. Nicht nur bei Cacciari und den von ihm herangeführten Autoren. Man kann sie auch bei Nietzsche finden, und auch hier mit einem verstörendem Heimatbezug. Und vielleicht liegt es an der Stille, die die Wüste zumindest in meiner Vorstellung ausmacht. Im Nachwort von Nils Röller folgende Passage: „Ein Schlüsselbegriff in der Zusammenarbeit des Komponisten (Nono) mit dem Philosophen ist Stille. Es ist eine Stille, die anruft, tragisch-schmerzhaft erklingt, und ein Fehlen, ein Nicht-Zufriedensein mit der Welt ausdrückt und damit klar zu unterscheiden ist von der Stille in den Werken von John Cage. Dort wird Stille kompositorisch als eine Öffnung aufgefasst für die Umgebung und den Reichtum dessen, was gegeben und anwesend ist.“
Ikonen des Gesetzes
Aus dem Italienischen und mit einem Nachwort versehen von Nils Röller
1. Aufl. 2018, VIII + 285 Seiten, Festeinband
ISBN: 978-3-7705-6379-1
EUR 99.00 / CHF 117.80
Die Ikonen des Gesetzes fokussieren die Frage, wie absolut Mögliches ausgedrückt werden kann. Dazu werden Parallelen zwischen der bildenden Kunst, der Literatur, der Philosophie und der modernen Mathematik analysiert. Das Buch ist ein Schlüssel zum philosophischen Werk von Cacciari. Es ist lesbar als eine Ästhetik, die Cacciari mit dem Komponisten Luigi Nono erschlossen hat. Ihr gemeinsames Programm zielt auf die Sprengung des Kontinuums von Raum und Zeit, auf die Möglichkeit, die radikale Veränderung denkbar werden lässt.
Das Nachwort orientiert über das philosophische Werk Cacciaris und dessen fragmentarische Rezeption in deutschen Übersetzungen.
Aktuell
Berlin
Matinee “Roth der Große”
Sonntag, 9. September 2018
12.00 bis 13.00 Uhr
Literarische Annäherung an die Künstlerfigur
Dieter Roth mit Nils Röller und Henning Nass
Buchhandlung Walther König
an der Museumsinsel
Burgstraße 27, 10178 Berlin
Das Buch finden Sie hier.
Im Anschluß an eine Lesung aus Roth der Große unterhält
sich der Autor Nils Röller mit dem Theatermann Henning
Nass zum Thema Dieter Roth und dessen künstlerisch,
literarisch und typographisch experimentellen Büchern.
Bücher von Dieter Roth aus unserem Künstlerbuchraum
liegen am Sonntag zur Ansicht in der Buchhandlung aus.
Berlin im August 2018
Christian Posthofen
Buchhandlung Walther König
an der Museumsinsel
Burgstraße 27
10178 Berlin
Tel: 030 2576 098 0
Fax: 030 2576 098 29
E-mail: berlinburg@buchhandlung-walther-koenig.de
E i n l a d u n g
Zur IDIOME Prosawerkstatt Berlin (III) in der Luxus Bar, Prenzlauer Allee 197, Berlin-Prenzlauer Berg
Am 2. September um 21h
Mit Veronika Reichl, Nils Röller & Ulrich Schlotmann
Moderation: Florian Neuner
Ein Abend mit AutorInnen der aktuellen Nummer 11 der Zeitschrift »Idiome. Hefte für Neue Prosa«, hg. von Ralph Klever & Florian Neuner
Veronika Reichl, geb. 1973, lebt in Berlin, Veröffentlichungen in Zeitschriften wie »Bella Triste«, »LIT« und »RealPoetics«
Nils Röller, geb. 1966, lebt in Zürich, zuletzt: »Bittermeer. Mare amoroso« (Wien: Klever 2017)
Ulrich Schlotmann, geb. 1962, lebt in Berlin, zuletzt: »Dichtarbeit. Prozesse des Schreibens« (hg. gemeinsam mit Max Aufischer, Klagenfurt: Ritter 2016)
Die Luxus Bar ist ab 20 Uhr geöffnet.
www.klever-verlag.com
www.facebook.com/idiome.neueprosa
Astrid Nischkauer, «Luft oder Lärm, Schreiben, nicht Schreiben? – Der Text ruft», zuerst in wespennest 174 – zeitschrift für brauchbare texte und bilder, nun in Fixpoetry, eine Besprechung von Nils Röller, „Bittermeer – Mare amoroso“(Wien: Klever, 2017)
Die Rezension von Jan Kuhlbrodt zu „Bittermeer – Mare amoroso“, veröffentlicht in „Signaturen“ ist hier abrufbar.
Druckfrisch – IDIOME Nr. 11!
»Ein Roman ist keine Prosa, auch wenn er noch so lang ist.« Sagt Lucas Cejpek in einem »Dichte Prosa!« überschriebenen Manifest, in dem es auch heißt: »Mehrstimmigkeit ist prosaisch.«
Das neue Heft enthält die Stimmen von Konstantin Ames, Jörg Burkhard, Zsuzsanna Gahse, Sabine Hassinger, Andrea Inglese, Gerhard Jaschke, Philipp Kampa, Mariusz Lata, Bert Papenfuß, Veronika Reichl, Bertram Reinecke, Nils Röller, Ulrich Schlotmann, Waltraud Seidlhofer, Mathias Traxler, Liesl Ujvary & Texte aus dem Nachlaß von Hansjörg Zauner – zudem ein Werkstattgespräch mit Schuldt, Fragmenttexte von Angelika Janz & »(nicht) normale Fahrten« im Vorausblick auf Jürgen Links neues Buch Normalismus und Antagonismus in der Postmoderne.
Die Berliner Heftpremiere findet am 5. Mai im Rahmen der Buchmesse KONSÜM OHNE TERROR im WATT, Metzer Str. 9, 10405 Berlin, statt. Florian Neuner & Mathias Traxler stellen dort um 19h Heft 11 vor.
114 Seiten, brosch.
ISBN 978-3-903110-30-4
12.- €
www.klever-verlag.com
neueprosa.wordpress.com
www.facebook.com/idiome.neueprosa
IDIOME Hefte für Neue Prosa
Redaktion Berlin: c / o Florian Neuner, Lübecker Str. 3, D 10559 Berlin
Redaktion Wien: Klever Verlag, Hochstetterg. 4/1, A 1020 Wien
DANIEL IRRGANG, SIEGFRIED ZIELINSKI (HG.)
Erkundungen im anthropologischen Viereck
Lektionen im Kontext des Flusserschen Denkens
2018. 467 Seiten, 68 s/w Abb., 5 Grafiken, 3 Tabellen, 4 Karten, kart.
€ 39,90
ISBN 978-3-7705-6338-8
Reihe: Schriftenreihe der HfG Karlsruhe – Neue Folge
er Dialog nicht nur zur kybernetischen Erzeugung neuer Informationen, sondern als Anerkennung des jeweils Anderen ist Dreh- und Angelpunkt im Werk Vilém Flussers. 1937, zwei Jahre vor dem Einmarsch der Truppen Nazideutschlands und seiner erzwungenen Emigration, hörte der junge Flusser zusammen mit seiner späteren Ehefrau Edith Barth in Prag Martin Bubers Vortrag „Vorurteil gegen Gott“. Der Kern der jüdisch geprägten Dialogphilosophie, das Realisieren des Ichs im Du, das Entwickeln des eigenen Denkens im Dialog, trieb den unermüdlichen Redner und Schriftsteller Flusser an. Der unbedingte Dialog ist auch der Antrieb der International Flusser Lectures, die 1999 durch das Vilém Flusser Archiv initiiert wurden mit der Idee, die Gedankenwelt des Prager Kulturphilosophen am Leben zu halten und sie regelmäßig zu überschreiten. Dieser Band stellt eine Auswahl der Vorträge zusammen und versammelt heterogene wie eigen- und widerständige Positionen im großzügigen Kontext des Flusserschen Denkens.
Mit Beiträgen von Christoph Asendorf, Norval Baitello jr., Klaus Bartels, Paola Bozzi, Hinderk M. Emrich, Harun Farocki, Susanne Hauser, Dietmar Kamper, Detlef B. Linke, Nils Röller, Elisabeth von Samsonow, Klaus Theweleit, Peter Weibel und Sigrid Weigel.
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Telefon: 07154/1327-10 | Telefax: 07154/1327-13 | E-Mail: fink@brocom.de
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Erkundungen im anthropologischen Viereck
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Wilhelm Fink und mentis:
Eine weitere Empfehlung
Thomas Raab (Hg.), Neue Anthologie des schwarzen Humors, mit zehn Kunstbeiträgen ausgewählt von Patricia Grzonka (Wiesbaden: marix, 2017)
Auf der Nachtseite der Gesetze meldet der WDR dazu.
The self-flying camera has arrived
Jahresbrief von Melinda und Bill Gates/Annual Letter(Deutsch und Englisch), dort: Tough Question #4 Are you imposing your values on other cultures?
Nachtrag: Written on Skin ist eine Oper von George Benjamin, die am 7. Juli 2012 beim Festival d’Aix-en-Provence uraufgeführt wurde.